In meinem ersten Termin bei meiner Psychiaterin kam das Thema Medikamente bei Depressionen schnell auf den Tisch. Es war für mich nicht leicht, darüber zu sprechen, denn ich hatte schon immer eine starke Abneigung gegenüber Antidepressiva. Ich hatte Sorge vor den Nebenwirkungen und vor dem Gefühl, meine Probleme „nur“ mit Pillen bewältigen zu müssen. Doch in meiner damaligen Verfassung war ich verzweifelt und suchte nach jedem Strohhalm, der mir helfen könnte.

Meine Ärztin nahm sich viel Zeit, um mir die Wirkungsweise und die möglichen Nebenwirkungen von Antidepressiva genau zu erklären. Sie empfahl mir Sertralin, ein Medikament aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Sertralin wirkt, indem es den Serotoninspiegel im Gehirn anhebt – ein Botenstoff, der für Stimmung und Wohlbefinden eine entscheidende Rolle spielt. Gerade bei mittleren bis schweren Depressionen, wie ich sie diagnostiziert bekommen hatte, kann ein solcher Eingriff in das Gehirnstoffwechsel-System notwendig sein, um die Balance wiederherzustellen. Meine Ärztin erklärte auch, dass Sertralin nicht nur bei Depressionen hilft, sondern auch gegen die Symptome meiner PTBS und meiner Angst- und Panikattacken wirksam sein könnte. Sie betonte jedoch auch, dass es einige Wochen dauern kann, bis die volle Wirkung eintritt.
Nach dem ausführlichen Gespräch und in Anbetracht meines miserablen psychischen Zustands, entschied ich mich letztendlich, es mit der kleinsten Dosis zu versuchen. Ich war bereit, diese Chance zu nutzen, um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen – auch wenn es schwer fiel, diesen Schritt zu gehen. In den folgenden Wochen wurde die Dosis Schritt für Schritt angepasst, in der Hoffnung, dass sich meine Beschwerden bessern würden.
Parallel zur Medikamenteneinnahme trat ich meinen Aufenthalt in der psychosomatischen Klinik in Simbach an. Die Kombination aus der medikamentösen Unterstützung und der intensiven Therapie sollte mir helfen, mich langsam wieder zu stabilisieren. Zu Beginn schien alles gut zu laufen. Doch während meines Klinikaufenthalts wurde die Dosis von Sertralin erneut gesenkt – auf die niedrigste Stufe. Während der Zeit in der Klinik war das noch akzeptabel, denn ich fühlte mich dort durch die vielen therapeutischen Angebote und den geschützten Rahmen getragen. Aber die Zeit nach der Klinik gestaltete sich als Alptraum.
Als ich wieder zu Hause war, verschlechterte sich mein psychischer Zustand rapide. Meine Depressionen und Panikattacken kehrten in einer Heftigkeit zurück, die ich kaum ertragen konnte. In Absprache mit meiner Psychiaterin begann ich, die Dosis von Sertralin wieder schrittweise zu erhöhen, um die nötige Stabilität zurückzugewinnen. Doch diese Phase war eine der schwersten in meinem Leben. Die Nebenwirkungen der steigenden Dosis – darunter Übelkeit, Schwindel und Schlaflosigkeit – machten es mir zusätzlich schwer. Es fühlte sich so an, als würde ich gegen einen Sturm ankämpfen, der nicht aufhören wollte.
Erst mit der Zeit wurde mir bewusst, dass der Schritt, Antidepressiva einzunehmen, doch der richtige für mich war. Es dauerte einige Wochen, bis ich die passende Dosis gefunden hatte und die positiven Effekte zu spüren begann. Ich bemerkte, dass die extremen Tiefs meiner Depression weniger wurden und die Angstattacken seltener auftraten. Ich war nicht „geheilt“ – aber es war ein Anfang. Die Antidepressiva gaben mir das Fundament, auf dem ich mit meiner Therapie weiterarbeiten konnte. Und sie waren es, die mir halfen, überhaupt den Weg aus diesem dunklen Loch zu finden.
Wichtig zu verstehen ist, dass Antidepressiva wie Sertralin nicht sofort wirken. Sie beeinflussen die chemischen Prozesse im Gehirn, was Zeit braucht. Oft vergehen mehrere Wochen, bis man eine Besserung bemerkt. Und während dieser Zeit können Nebenwirkungen auftreten, die unangenehm, aber meist vorübergehend sind. Diese Phase erfordert Geduld – von den Betroffenen selbst, aber auch von ihrem Umfeld.
Antidepressiva sind kein Wundermittel, das alle Probleme auf einmal löst. Sie setzen dort an, wo das Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten ist, aber sie können nur ein Teil der Behandlung sein. Für viele Betroffene, mich eingeschlossen, sind begleitende Maßnahmen wie Psychotherapie, Achtsamkeitstraining oder kreative Therapien genauso wichtig, um langfristige Erfolge zu erzielen.
Als ich zurückblicke, erkenne ich, wie schwer dieser Weg für mich war und immer noch ist. Aber ich bin froh, dass ich damals die Entscheidung getroffen habe, es mit den Medikamenten zu versuchen. Es war keine einfache Entscheidung, aber eine notwendige.

Die letzten Wochen waren besonders hart für mich. Meine Fibromyalgie hat sich wieder stärker bemerkbar gemacht und ich hatte vermehrt mit Schmerzen, Erschöpfung und ständiger Müdigkeit zu kämpfen. Es fühlte sich so an, als wäre jede Bewegung zu viel und die einfachsten Aufgaben raubten mir alle Energie. In dieser Zeit suchte ich das Gespräch mit meiner Ärztin, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, die mir etwas Erleichterung bringen könnte.
Das Medikament Sertralin nehme ich nun schon seit zwei Jahren. Es hat mir in vielen schwierigen Momenten geholfen, aber meine Ärztin schlug vor, auf ein anderes Medikament umzusteigen, um noch besser auf meine derzeitigen Symptome einzugehen. Sie empfahl mir Duloxetin, ein Antidepressivum, das nicht nur auf die psychischen Symptome wie Depressionen und Angstzustände wirkt, sondern auch stärker auf körperliche Schmerzen und Erschöpfung abzielt – genau die Symptome, die durch meine Fibromyalgie noch verstärkt werden. Duloxetin gehört zu einer Klasse von Medikamenten, die als Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) bekannt sind und somit sowohl die Stimmung verbessern als auch Schmerzen lindern können.
Obwohl ich immer noch regelmäßig mit Angst- und Panikattacken zu kämpfen habe und die Schmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung mich nach wie vor durch meinen Alltag begleiten, habe ich mich dazu entschieden, weiterhin auf die Unterstützung von Antidepressiva zu setzen. Ich weiß, dass die Medikamente allein nicht alle meine Probleme lösen können, aber sie schenken mir ein Stück Stabilität und geben mir die Kraft, die ich sonst oft nicht aufbringen könnte.
Trotz all der Schwierigkeiten, die mein tägliches Leben begleiten, bringen mir die Antidepressiva – sei es nun Sertralin oder Duloxetin – immer wieder ein kleines bisschen Licht in meine dunklen Tage zurück. Sie sind für mich wie ein Anker, der mich daran hindert, völlig in der Dunkelheit meiner Krankheit zu versinken. Auch wenn der Weg schwer und steinig ist, möchte ich diese Hilfe nicht missen. Sie geben mir das Gefühl, dass es, trotz allem, doch noch Hoffnung gibt.
