Narben der Seele: Einblick in das Leben mit PTBS

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine ernsthafte Angststörung, die infolge eines traumatischen Erlebnisses entstehen kann und eine bedeutende psychische Erkrankung darstellt. Sie zeichnet sich durch Symptome wie wiederkehrende belastende Erinnerungen, Schlafstörungen, emotionale Taubheit oder eine erhöhte Reizbarkeit aus, die das alltägliche Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von PTBS ist entscheidend, um den Betroffenen dabei zu helfen, wieder Lebensqualität und emotionale Stabilität zu erlangen. 

Leben mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) – Was sie bedeutet und wie sie mein Leben verändert hat

Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung?

Die posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, ist eine psychische Erkrankung, die nach dem Erleben oder Beobachten eines extrem belastenden oder lebensbedrohlichen Ereignisses entstehen kann. Das Erlebte hinterlässt tiefe Spuren – nicht nur in der Erinnerung, sondern im gesamten Nervensystem. Menschen mit PTBS befinden sich oft in einem dauerhaften Alarmzustand, als würde die Gefahr nie enden.

Wodurch ist eine posttraumatische Belastungsstörung gekennzeichnet?

Typisch für PTBS sind Flashbacks, Alpträume, starke emotionale Reaktionen, Schlafstörungen und eine ständige innere Anspannung. Betroffene versuchen häufig, Situationen, Gedanken oder Orte zu vermeiden, die sie an das Trauma erinnern. Es ist, als ob das Geschehene immer wieder neu passiert – selbst wenn es schon lange zurückliegt.

Welche Ursachen hat eine posttraumatische Belastungsstörung?

Ein Trauma kann viele Gesichter haben: schwere Unfälle, Gewalt, Missbrauch, Krieg, Katastrophen – oder, wie in meinem Fall, der Verlust eines geliebten Menschen durch Suizid. Der Tod meines jüngsten Sohnes hat mein Leben in zwei Teile gespalten – in ein „Davor“ und ein „Danach“. Es war nicht nur der Verlust selbst, sondern das ganze Erleben rundherum, das meine Psyche tief erschüttert hat.

Welche Faktoren führen zu einer posttraumatischen Belastungsstörung?

Nicht jeder Mensch entwickelt nach einem Trauma eine PTBS. Vieles hängt von der persönlichen Lebensgeschichte, den eigenen Ressourcen, früheren Erfahrungen und dem vorhandenen sozialen Umfeld ab. Bei mir kamen viele belastende Erfahrungen zusammen: eine Kindheit geprägt von emotionalem Missbrauch, toxische Beziehungen, dauerhafte Überforderung und schließlich der Verlust meines Sohnes. Diese Faktoren haben meine Seele brüchig gemacht – bis sie schließlich zerbrach.

Wie verläuft eine posttraumatische Belastungsstörung?

Der Verlauf ist sehr individuell. Es gibt Phasen, in denen man scheinbar funktioniert – und dann Momente, in denen alles zusammenbricht. Ich selbst habe lange versucht, stark zu bleiben. Ich organisierte, funktionierte, redete mir ein, ich müsse nur durchhalten. Doch irgendwann konnte ich nicht mehr. Mein Körper zeigte mit Herzrhythmusstörungen und Schmerzen, dass es so nicht weitergehen konnte. Erst dann kam die Diagnose: PTBS, mittelschwere bis schwere Depression, Angst- und Panikstörung.

Wie wird eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert?

Die Diagnose wird meist durch psychiatrische oder psychotherapeutische Fachkräfte gestellt. Dazu gehören ausführliche Gespräche, manchmal auch Fragebögen oder Tests. Es geht darum zu verstehen, was genau passiert ist, welche Symptome bestehen und wie lange sie schon andauern. Für mich war es ein langer Weg, überhaupt Hilfe zu suchen – und noch schwieriger war es, sie anzunehmen. Doch es war ein erster Schritt in Richtung Heilung.

Wie gestaltet sich der Alltag mit einer posttraumatischen Belastungsstörung?

Der Alltag mit PTBS ist herausfordernd. Viele Dinge, die früher selbstverständlich waren, sind heute nur mit großer Anstrengung möglich – oder gar nicht. Menschenmengen, laute Gespräche, unerwartete Geräusche oder bestimmte Orte können Panik auslösen. Ich habe gelernt, meine Tage sehr bewusst zu gestalten. Ich brauche Struktur, Sicherheit und Rückzugsmöglichkeiten. Große Pläne gibt es kaum mehr – ich lebe von Tag zu Tag.

Wie sieht der Alltag für mich persönlich aus mit PTBS – aufgrund meiner Geschichte?

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist für mich wie ein ständiger Schatten, der mich begleitet, auch wenn ich es nicht will. Es ist, als ob die schmerzhaften Erinnerungen immer direkt unter der Oberfläche lauern und bei den kleinsten Auslösern plötzlich hervorbrechen. Diese Auslöser können unerwartet kommen – ein Geruch, ein Geräusch, ein Ort – und sofort fühle ich mich, als würde ich die traumatischen Erlebnisse erneut durchleben.

Mein Tag beginnt oft mit einem schwammigen Gefühl in den Beinen, ich nenne diesen Zustand Gummifüße, da sie mir nicht richtig gehorchen wollen. Manche Nächte sind oft am schlimmsten - Schlaf bringt keine Erholung, weil Albträume mich heimsuchen, ich schreie im Schlaf und selbst der Morgen bringt keine Erleichterung, da ich erschöpft aufwache, bevor der Tag überhaupt beginnt. Trotzdem versuche ich meinen Alltag irgendwie zu schaffen, zur Arbeit zu fahren und zu hoffen, den Tag einigermaßen gut zu überstehen.

Es ist nicht nur ein emotionaler Schmerz, sondern auch ein körperlicher. Mein Herz rast, meine Hände zittern und ich bekomme manchmal das Gefühl, als könnte ich nicht richtig atmen. Panikattacken überkommen mich ohne Vorwarnung und es fühlt sich an, als würde ich die Kontrolle über meinen eigenen Körper verlieren.

Doch das Schwierigste an PTBS ist vielleicht, wie es mein tägliches Leben beeinflusst. Ich habe das Gefühl, immer auf der Hut sein zu müssen, immer in Alarmbereitschaft. Entspannung fällt mir schwer, weil mein Kopf ständig nach möglichen Bedrohungen sucht, auch wenn es keine gibt. Ich werde von meinen eigenen Gedanken verfolgt, die nicht zur Ruhe kommen wollen. 

Es gibt Tage, an denen ich das Haus nicht verlassen möchte. Selbst ein Einkauf im Supermarkt kann Panik auslösen. Die Anzeichen sind immer sehr ähnlich, der Körper zittert, das Herz rast, die Welt verschwimmt. Menschen sehen das nicht – sie sehen nur eine Frau, die scheinbar übertreibt. Dieses Unverständnis schmerzt. Es macht die Erkrankung noch schwerer zu ertragen.

Aber es gibt auch kleine Lichtblicke: Tina, meine Hündin, ist dann oft meine Rettung. Sie spürt, wenn es mir schlecht geht. Spaziergänge oder auch kuscheln mit ihr, geben mir oft die Ruhe, die ich brauche. Mein Mann und Tina sind sehr wichtig in vielen schweren Momenten - da spüre ich: Ich bin nicht allein. Und ich bin mehr als meine Krankheit.

PTBS ist für mich wie ein unsichtbarer Feind, den ich nicht besiegen kann, obwohl ich es so sehr möchte. Aber ich gebe nicht auf. Ich kämpfe jeden Tag darum, mit den Erinnerungen und den Gefühlen umzugehen. Es ist nicht leicht, aber ich lerne, dass es okay ist, nicht immer stark zu sein. 

 

                                                         „Ich hätte nie gedacht, dass ich all das überleben kann – den Schmerz, die Angst, den Verlust.

                                                               Aber ich lebe. Nicht wie früher, aber ich lebe. Und in all dem Dunkel gibt es kleine Lichter.

                          Mein Mann. Meine Hündin Tina. Das Schreiben und Zeichnen.  Manchmal auch einfach nur ein Sonnenstrahl auf meiner Haut. “