Wer bleibt, wenn es still wird – über Freundschaft in schweren Zeiten

Es gibt Zeiten im Leben, da wird alles still.

Still in einem selbst. Still um einen herum.

In solchen Momenten – während Klinikaufenthalten, in dunklen Phasen, im Ringen mit sich selbst – wird sichtbar, wer an deiner Seite bleibt.


„Freundschaft ist, wenn jemand bleibt – auch wenn du nichts mehr zu geben hast.“

 

Mein Mann war da. Immer.
Er hat mich gehalten, aufgefangen, begleitet – mit einer Liebe, für die es kaum Worte gibt.
Doch auch Freunde waren und sind wichtig.
Nicht viele. Nur wenige – aber genau die richtigen.

Es sind die Menschen, die sich Zeit nehmen.
Die sich ins Auto setzen, um dich zu besuchen – auch wenn du selbst kaum reden kannst.
Die mit dir schweigen, reden, lachen oder weinen.
Die keine Angst davor haben, dich verletzlich zu sehen.
Die da sind – nicht, weil sie etwas erwarten, sondern weil sie dich lieben.
Sie spüren, wann ein kleines Lächeln wie ein Sonnenstrahl ist.
Und sie wissen, dass es Tage gibt, an denen schon Aufstehen ein Kraftakt ist.

Sie halten das alles aus – das Chaos, den Schmerz, die Trauer.
Und sie sehen auch die leisen Lichtblicke in dir.
Das ist Freundschaft.

„Wahre Freunde brauchen keine Erklärungen. Sie kommen – auch wenn du schweigst.“

Und dann gibt es andere.
Freunde, die sich zurückziehen.
Nicht, weil sie dich vergessen hätten. Nicht, weil du ihnen egal wärst.
Sondern weil sie selbst nicht wissen, wie sie mit dieser Schwere umgehen sollen.
Es ist, als würden ihnen die Worte fehlen – oder der Mut, dich in dieser Tiefe zu begleiten.

Ich verurteile das nicht.
Denn jeder Mensch reagiert anders.
Und nicht jeder kann mit Schmerz oder Krankheit umgehen – besonders, wenn sie nicht sichtbar ist.

Aber ja – es tut weh.
Weil man sich Nähe wünscht.
Verständnis.
Einfach das Gefühl: Du bist nicht allein.

Denn auch diese Freunde könnten irgendwann selbst in eine schwierige Lebensphase kommen.
Und vielleicht wünschen sie sich dann genau das – dass jemand da ist.
Ohne Angst, ohne Rückzug, ohne Zögern.

Und genau deshalb schreibe ich das.
Nicht aus Groll. Sondern aus Hoffnung.
Dass wir lernen, füreinander da zu sein.
Nicht perfekt. Aber ehrlich.
So, wie wahre Freundschaft eben ist.